Über dieses Thema haben wir mit Eltern am 29.06.2016 diskutiert.
Ihre Vorstellungen über „Gute Kinderbetreuung“ wollen wir hier festhalten.
In unseren Kindergärten gibt es Gruppen mit 28 Kindern.
Die Gruppengröße/ Betriebserlaubnis ist laut Empfehlung des Landes definiert auf 25 Kinder. In Ausnahmesituationen können vorübergehend 28 Kinder aufgenommen werden. Dies sollte aber nicht die Regel sein.
„Baden-Württemberg hat bundesweit den besten Betreuungsschlüssel für Krippen- und Kindergartenkinder. Eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft ist durchschnittlich für 3,0 ganztags betreute Krippen- oder 7,3 Kindergartenkinder zuständig.“ (so Winfried Kretschmann auf facebook.com).
Wie sieht bei uns dieser Schlüssel aus? Wir werden bei der Verwaltung nachfragen.
Für die Ganztagesbetreuung in der Krippe betragen die Kosten in Renningen monatlich für ein Kind 502 €.
Für die Ganztagsbetreuung für Kinder ab 3 Jahren im Kindergarten betragen die Kosten monatlich für ein Kind 388 €.
So steht es in der am 2. Juni 2016 veröffentlichen Satzung.
Dazu kommen noch Kosten für das Mittagessen.
Im Vergleich zu Sindelfingen, Böblingen, Herrenberg, Weil der Stadt, Leonberg und Rutesheim haben wir in Renningen mit Abstand die höchsten Betreuungskosten.
Ein qualitatives und quantitatives gutes Betreuungsangebot für Kinder und Familien, ebenso wie das Angebot aller Schularten, war entscheidend, dass junge Familien nach Renningen gezogen sind.
Die Kosten im Ganztagesbereich stoßen aber auf großes Unverständnis.
Natürlich kostet Kinderbetreuung, insbesondere der unter Dreijährigen, Kommunen eine Menge Geld, aber diese Ausgaben müssen in einem größeren volkswirtschaftlichen Zusammenhang gesehen werden. Wenn beide Eltern verdienen, zahlen sie auch doppelt Steuern in der Gemeinde. Das Argument: „die können sich das auch leisten“ ist völlig fehl am Platz.
Sie bezahlen doppelt Steuern und sollen gerade deshalb, weil sie doppelt verdienen, auch hoch belastbar sein bei der Ganztagesbetreuung?
Denkt man auch an allein erziehende Eltern?
Hier vermissen die Eltern deutliche Zeichen für Kinderfreundlichkeit in unserer Stadt!
Bei Kindergartengruppen mit verlängerten Öffnungszeiten ist eine Ausweitung bis 15 Uhr wünschenswert und sinnvoll. Dann könnten mehr Mütter arbeiten. Die Arbeitsstellen sind in den meisten Fällen außerhalb von Renningen und erfordern längere Wegzeiten.
Ein Mittagessensangebot ist dann obligatorisch.
Leider ist es nicht immer möglich, Geschwisterkinder in einer Einrichtung unter zu bringen. Das ist für die Eltern eine deutliche Mehrbelastung. Es könnte besser werden, wenn die Zahl der Ganztagesplätze sowohl im Krippen- wie im Kindergartenbereich verbessert wird.
In den Kinderkrippen muss generell eine Vollzeitbetreuung belegt und bezahlt werden. Das ist für teilzeitarbeitende Frauen nicht leistbar. Warum gibt es keine individuelle Buchbarkeit von Teilzeitplätzen in den Krippen?
Wir sehen das als organisatorisches und kein pädagogisches Problem.
Die Kindertagesstätten und Kindergärten haben unterschiedliche Schließtage. Familien mit mehreren Kindern können so im Extremfall 35 Schließtage bekommen. Eltern haben aber selten mehr als 28 Urlaubstage. Warum kann man das nicht vereinheitlichen?
Es ist ein gutes Arbeitnehmerrecht zu streiken. Erzieherinnen haben im letzten Jahr zweimal gestreikt: für bessere Bezahlung, für kleinere Gruppen und damit mehr Qualität. Dafür haben wir alle Verständnis.
Kritik äußern Eltern daran, dass die Betreuungskosten für Streiktage nicht erstattet wurden.
Frauen für Renningen haben sich mehrmals für die Erstattung der Streikgebühren eingesetzt, einen entsprechenden Antrag formuliert, begründet und die öffentliche Diskussion darüber eingefordert. Es gab keine Unterstützung durch andere Gemeinderatsfraktionen. Begründung: Die Satzung sieht eine Gebührenerstattung nicht vor.
FfR sieht das anders: Laut Satzung kann in Ausnahmefällen erstattet werden.
Von Eltern haben wir erfahren, wie die Situation beim letzten Streik kommuniziert wurde und wie verfahren werden musste:
Beispiel KITA: Rundmail oder Rundruf abends davor - oder Freitag für Montag, dass die Einrichtung bestreikt wird. Beide Eltern müssen mit Stempel und Unterschrift des Arbeitgebers nachweisen, dass sie für diesen Tag keinen Urlaub bekommen können! Erst wenn dies vorliegt, darf das Kind in die Notbetreuung. Aber: die Notbetreuung sollte nicht bis 17.00 Uhr stattfinden.
Als für nur drei Kinder die Notbetreuung eingerichtet werden sollte, wurde diese ganz abgesagt.
Wir halten diese Vorgehensweise für entwürdigend. Eltern brauchen diese Betreuungsform und erwarten mehr Verständnis von der Stadt.
Eltern möchten von der Verwaltung eine umfassende Beratung über alle Bereiche der Kleinkinderbetreuung, der Nachmittagsbetreuung von Grundschulkindern und Kindern an weiterführenden Schulen. Sie müssen frühzeitig planen, da sollten sie wenigstens ein halbes Jahr im Voraus sicher sein, dass sie auch ihre Kinder gut betreut unterbringen können.
Diese Themen nehmen wir mit in unsere Gemeinderatsarbeit.
Kinder sind unsere Zukunft!
Es liegt in unserer Verantwortung, sie auf ihrem Weg zu begleiten.
10. Juli 2016
Resi Berger-Bäuerle, FfR-Gemeinderätin